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Der Gostnerhof & seine Geschichte

Schon die markante Lage des Hofes oberhalb des Ortskernes von Villanders verleiht diesem Bauernhof eine besondere Bedeutung. Die rätoromanische Wortwurzel Cost oder Gost ist ein Hinweis, dass ein Hof diesen Namens an dieser Stelle schon vor der Germanisierung des gesamten Gebietes vor mehr als 1000 Jahren bestanden haben muss. Gost ist abzuleiten von Cost(a) und bedeutet Rand, Geländerücken.

Erstmals erwähnt wurde der „hof Coste“ schon 1296. 1380 scheint Cosst in dieser Schreibweise auf, 1389 ist ein Cassian von Chost erwähnt und 1412 ist die Rede von einem Andre von Cost als Kirchprobst. 1587 kommt ein Baltasar Gostner „derzeit richter“ vor.

Bis vor wenigen Jahrzehnten sagten die Villanderer „auf Gost“ oder „zu Gost“ und nicht so wie heute „beim Gostner“, womit im Grunde der Besitzer und nicht die Hofstelle gemeint ist.

Kirchprobst oder Kirchenprobst, diese Rolle als Vermögensverwalter der Pfarrei hatten die Gostnerbauern nicht nur Anfang des 15. Jahrhunderts inne, auch im 19. Jahrhundert scheinen sie öfters als Kirchenpröbste auf.

Die Bedeutung eines Hofes war in früheren Zeiten auch aufgrund der so genannten Grundherrschaften ersichtlich. So mussten die Inhaber des Gostnerhofes bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts nicht nur an die Villanderer Pfarrkirche als Grundherren jährliche Abgaben leisten, sondern auch an das Hofamt von Brixen, an das Kloster Neustift und an das Stift Sonnenburg bei St. Lorenzen (dem letzteren bis zu dessen Aufhebung im Jahre 1786).

Gost ist ein Erbhof, d.h. laut Landesgesetz einer jener Höfe, der mindestens 200 Jahre lang in direkter Erbfolge bewirtschaftet wird. In der Regel wird der Hof immer an den ältesten Sohn weiter gegeben. 1785 gab es keinen männlichen Nachfolger. So übergab Michael Rabensteiner den Hof an seine Tochter Anna. Diese war mit Joseph Pupp, Gruber in Teis, verheiratet. So kam der aus den ladinischen Tälern stammende Name Pupp nach Villanders. 

Zwei besonders bekannte Gostnerbauern waren Georg und Johann Pupp.

Georg Pupp (1834 – 1908) war öfters Gemeindevorsteher. Drei seiner Kinder, und zwar Georg, Josef und Anna, zogen um 1890 nach Amerika (Bundesstaat Missouri). Georg kehrte schon nach rund zehn Jahren zurück und kaufte mit dem in dieser kurzen Zeit Erwirtschaftetem das Schloss Gravetsch (Gschlosserhof). Anna kehrte erst 1904 zurück und wurde später Widnerin. Josef blieb in den USA, wo noch heute dessen Nachkommen leben.  

Georgs Sohn Johann Pupp (1869 – 1943) wurde 1921 Bürgermeister.

1926 lösten die Faschisten in ganz Südtirol die Gemeinderäte auf, so auch jenen von Villanders. Bürgermeister Johann Pupp wurde somit abgesetzt, Podestà Giocondo Moresco folgte ihm nach.

Der jetzige Besitzer Josef Pupp, geboren am 30. Jänner 1966 in Brixen, verheiratet mit Zita Wenin aus dem Ultental, hat den Hof von seinem Vater Johann 1992 geerbt.

Die Erbhofurkunde wurde dem Gostnerhof durch Landeshauptmann Luis Durnwalder überreicht.